ANDREAS DEUBEL ERREICHT LAS PALMAS

16.10.2017 – Bei der Mini Transat erreichte Andreas Deubel nach 12 Tagen und 1200 Seemeilen das erste Etappenziel Las Palmas de Gran Canaria und berichtet:

12 Tage am Stück segeln. Das ist meine bislang längste Zeit allein auf einem Segelboot! Und ja, nun nach ein paar Stunden Schlaf, kann ich tatsächlich sagen, ich habe es (zumindest größtenteils) genossen. Ich bin mega geflasht von den vielen Kommentaren auf facebook und den unvorstellbar detailierten Berichten von Chris, der in meinen Augen dafür einen Literaturpreis verdient hätte. Chapeau, das war ganz großes Kino.

Ohne Titel 4

Mit meinem Ergebnis bin ich „logisch“ total unzufrieden und muss schlussendlich eingestehen, dass ich wettertaktisch weit mehr als 1x extrem tief ins Klo gegriffen habe. Das ärgert mich nun schon seit ca 5 Tagen, aber ich muss das abschütteln. Ich glaube die Passage nach Süden war dieses Mal extrem schwierig und irgendeiner musste ja der Dumme gewesen sein, der den Kardinalfehler macht. Ich hatte jedenfalls nach dem Empfang des Wetterberichts nicht erkennen können, dass es noch einen anderen Ausweg als mitten durch das Flautengebiet gegeben hätte. Also hab ich mich da durch gequält und extrem viele weitere graue Haare bekommen.
Insgesamt versuche ich mich damit aufzubauen, dass wir erst ein Drittel der Strecke hinter uns haben und ich auf der zweiten Etappe hoffentlich deutlich mehr Wind von hinten bekomme und die Vorteile von mir und meinem Boot ausspielen kann. Das Rennen ist ja erst zu Ende, wenn es zu Ende ist.

Was mich extrem freut ist die Feststellung, dass ich den Alltag an Bord sehr gut bewältigen kann und jede noch so brenzlige Situation gut im Griff hatte. Ich habe nichts kaputt gemacht und alle Segel sind weiterhin in einem sehr guten Zustand. Nach der ersten Nacht hat sich mal wieder die UKW Antenne im Masttop in der Windanlage verfangen. What a mess … So musste ich in echt gefährlichen Bedingungen in den Mast hoch, um das Problem zu lösen. Ohne Windinstrumente die weiteren 1200 Meilen zu segeln, wäre katastrophal gewesen. Also bin ich hoch in den Mast und habe dort gut 45 Minuten verbracht. Die Nacht zuvor wurde ich schon wegen des fiesen Wellengangs seekrank und musste vom Masttop raus lassen, was noch im Magen war – ziemlich spooky.

Ohne Titel 3

Aber danach war ich mega stolz, dass ich es gerockt habe; und einen Tag später ging es mir wieder gut. Das bei Lyophilisie gekaufte Dryfood und die „read to eat meals“ waren ein super. Ich habe doch tatsächlich auf meinem Mini kulinarische Hochgenüsse erlebt. Dazu werde ich nochmals separat berichten.
Kap Finisterre hat mich ganz schön geärgert, denn der Wind hat nicht nach Kap Finisterre beschleunigt, sondern vorher, eigentlich total untypisch. So bin ich mit viel Respekt, aber mit großer Besegelung, dem Kap entgegen gefahren und habe der Sicherheit wegen vor dem Kap die großen Vorsegel geborgen. Ein großer Fehler, im Nachhinein betrachtet, denn der Wind nahm immer weiter ab und direkt unterhalb des Verkehrstrennungsgebiets hat mich dann in der Nacht ein ultra kalter und nasser Seenebel gepackt und nicht vor Morgengrauen wieder losgelassen. Dort habe ich bereits viele Plätze gelassen. Bis zum 7. Tag habe ich 1000 Seemeilen geloggt und war sehr zufrieden mit meiner Performance … naja … bis eben diese elenden Flautenfelder kamen.

Ohne Titel 2

Abschließend kann ich sagen, dass ich mich sehr auf die zweite Etappe freue. Im Prinzip hätte ich auch gleich weitersegeln können, so gut ging es mir an Bord. Keinerlei Rückenschmerzen, Poposchmerzen oder ähnliche Wehwehchen. Doch nun kommt erstmal meine Familie, auf die ich mich sehr freue, und kommende Woche werde ich das Boot für die zweite Etappe vorbereiten und kleinere Reparaturen durchführen.

Danke, dass ihr alle so mitfiebert und bei der Sache dabei seid! Das gibt mir total viel Kraft und macht mich stark, für das was kommt.
Vielen, vielen Dank Euer Andreas Deubel

Fotos: Oliver Blanchet