24.05.2019 – Nachdem wir am Donnerstag unser günstiges aber feines Quartier in der Altstadt von Konstanz bezogen hatten, verschlug es uns noch in ein kleines Restaurant um die Ecke.
Kalli freute sich über die 3 Minuten fußläufige Entfernung zum Bahnhof, ich freute mich darüber, wieder einen Flug nahezu unbeschadet überstanden zu haben.
Und natürlich war ein Gesprächsthema die Windvorhersage für die kommenden Tage. Angesagt war quasi – nix. Sollte das wirklich wahr werden? Dabei wehte es grad noch draußen so gut. Wir wollten ja nun segeln. Das sollte sich aber noch als fast unmöglich erweisen.
Hochmotiviert erschienen wir also nun am nächsten Morgen am KYC. Nein, die Kieler haben keine Dependance im bayrischen (sorry, Baden-Würtembergischen) Ausland eröffnet. KYC – So heißt der altehrwürdige Konstanzer Yachtclub.
So standen wir also dort am Ufer und sahen – nix. So glattes Wasser habe ich bisher nur in der Badewanne gesehen.
Also – raus mit uns. Wir waren in der ersten Startgruppe, hatten also die Ehre mit unserer J70 das jungfräulich wirkende Wasser des Bodensees zu teilen.
Beeindruckend. Bei 3-4 Meter Wassertiefe war der Grund und die Art des Bewuchses noch gut erkennbar.
Was sich noch über den Gesamten Spieltag, mit Ausnahme des Sonntags, hinziehen sollte war folgende häufig anzutreffende Situation in der Segelbundesliga:
Die Bahn der ersten Liga lag weiter drin im „konstanzer Trichter“, und bekam so die spärlichen Auswirkungen der Thermik früher und stärker zu spüren.
So kam es, dass die erste Liga schon einige Rennen auf der Liste hatte, als auch bei uns das Signal der Ankündigung über den spiegelglatten See schallte.
Wir fühlten uns super vorbereitet. Hatten Leichtwindbedingungen grad in Dänemark trainiert und einen Plan für die Wettfahrt.
Strömungen waren bekannt, Zeit zur Startlinie genommen, Strategie abgestimmt.
Wir wollten als leewärtigstes Boot mit Schwung am „Pinend“ starten, unter dem Feld in schwächerem Gegenstrom in Ufernähe (Strömungsinfo hatten wir uns vorher bei den Locals eingeholt) – und stärkerem Wind durch bessere Thermik – rausfahren und dann vor dem Feld passieren um als erstes Boot am Luvfass zu sein.
So der Plan.
Die Realität sah aus wie folgt:
-Start unter dem Feld am Pinend -Check!
-Nullstart – Check!
-Mit ordentlich Fahrt unter dem Feld rausfahren – Check!
Vor dem Feld passieren – hat ja noch Zeit. Erstmal Meter machen und Vorsprung rausfahren. Und dann der erste Blick über die Schulter. Oh Schreck. Da ist ja schon die Layline!
Was war los? Die Wettfahrtleitung hat eine ultrakurze Kreuz ausgelegt. Selbst bei dem leichten Wind war die Layline in kürzester Zeit erreicht.
Das hatten wir in unserer Strategie nicht berücksichtigt.
So mussten wir uns dann leider hintenanstellen, weil wir auf die Wenden der Luvboote warten mussten. Nix mit Parade abnehmen. Und so war auch in diesem Rennen für uns nichts mehr zu holen. Der Wind in genau diesem einen Rennen dann doch in der Stärke zu konstant und außerdem so weit rechts, dass Straßenbahnfahren angesagt war.
Also ein 6. Platz in der Liste.
Super. Erstes Rennen verkackt. Aber Frustration kam nicht auf. Wir wussten was wir können, und freuten uns darüber, dass wir die Strategie 1:1 umgesetzt hatten. Ging halt nicht auf.
Anschließend wurden noch 3 Läufe gefahren, aber für uns kam kein Rennen mehr zustande. Aber ganz viel Warten.
So verlief auch der komplette Samstag.
Wieder erschienen wir hochmotiviert am größten Tümpel der Republik, um das Ergebnis zu verbessern. Stundenlanges Warten auf Wind. Wird eventuell gar nicht mehr gesegelt? Zwischenzeitlich hatte sich die Wettervorhersage für Sonntag ebenfalls auf ca. 2 Knoten eingependelt.
Erst ab 3 Läufen ergibt sich eine Spieltagswertung. Bei weniger Läufen verfällt das Ergebnis. Wäre jetzt grad auch nicht so schlimm gewesen.
Also – Egal wie es weiterginge, es konnte nur besser werden. Die Stimmung war gut und die Freizeit an Land ergab viel Zeit zum Schnacken mit den anderen Teams, Netzwerken beim Wikingerschach und ähnlichem.
Gegen Abend kam das Organisationskomitee auf die Idee, jeweils 2 Teams zusammen auf einem Board gegen weitere 2 Teams auf dem anderen Board im Standup-Paddling antreten zu lassen.
Die ganze Aktion sollte sich als recht spaßig erweisen, wobei wir natürlich mit Plan und Ehrgeiz an die Sache herangingen, und den Finaleinzug nur um 4,8 handgestoppte Zehntelsekunden verpassten.
Nach diesem Event gegen 19:00 zogen wir uns dann, wie viele andere, um. Nur um dann frisch aus der Umkleide gekommen zu erfahren, dass es wieder ans Auslaufen ginge. Es wäre etwas Wind da. Wir mussten aufs Wechselboot, also auch quasi sofort mit auslaufen.
In Rekordgeschwindigkeit zogen wir uns wieder die Segelklamotte an und sprangen aufs Motorboot – um dann wieder bis 21:00 tatenlos herumzutreiben.
Und dann kam der Sonntag.
Früh morgens das gewohnte Bild. Ein riesiger Spiegel breitet sich da vor Konstanz aus.
Doch dann… es zeigten sich einige Windflecken auf dem Wasser. Sofort wurden die Boote aufs Wasser geschickt. Wir waren heiß. Aber wird das noch was?
Diesmal hatten sie die Bahn der zweiten Liga landnah in den Trichter gelegt. Die erste Liga weiter draußen. Die hatten schon ihre 3 Flights zusammen, die 2. Liga eben noch nicht.
Und dann war der Wind wo? Weiter draußen.
Der Wind kam meist aus westlichen Richtungen, also ablandig. Zwischendurch auch mal aus Osten. Bedingungen wie auf der Alster. Nur schlimmer.
Mehrere Rennen wurden gestartet und wieder abgebrochen, weil der Wind verrückt spielte.
Aber dann … es wurde gestartet, und die Rennen durchgezogen.
Und wie zu erwarten war es wie Topfschlagen. Allerdings Schlimmer. Beim Topfschlagen weißt Du: Wenn Du den Topf erwischt hast, wartet darunter Deine Belohnung. Hier fährst Du in den Patch rein wo Du Wind erwartest – und er ist plötzlich weg. Wie eine Fatamorgana.
3 Rennen sind wir noch gefahren. Mit den Plätzen 2-5-2 ging unser Kalkül mal auf – mal nicht. Wo eben noch Wind war, war keiner mehr und andersrum. Dazu Winddreher von bis zu 90° machten es uns nicht leicht.
Im Endeffekt sind wir zufrieden mit dem Erreichten 10.Platz. Das ist zwar nicht das Ergebnis, was wir uns erwünscht hatten Aber bei den Verhältnissen hätte alles passieren können. Andere Vereine die vorderste Plätze gewohnt sind hat es hart erwischt. So ist ein Platz im Mittelfeld hier am Bodensee kein Grund für uns uns zu grämen, sondern zufrieden nach Hause zu fahren. Es hätte schlimmer kommen können.
HSC-Bundesligateam – Team Konstanz
Text und Fotos: Johannes Bahnsen