DER KOBOLD HATTE EIN EINSEHEN

31.05.2022 – Holzboot-Regatta beim NRV. Am Samstag pfiff es noch aus allen Löchern, ungewöhnlich für Ende Mai, aber durchaus nichts Neues auf der Alster. Mittlerer Wind etwas unter 20 und Böen über 30 Knoten ließen die 12 Fuß Dinghy Community von vornherein zuhause bleiben. Auch im Holz H-Jollen-Lager – sie segeln seit 2002 regelmäßig ihren neuen Kobold-Preis aus – gab es viele nachdenkliche Gesichter. Um 12:00 Uhr offiziell von der Wettfahrtleitung verkündet: Heute keine Wettfahrten. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Segler, denn auch wenn man selber eigentlich gar nicht raus will um sich selbst und das Material zu schonen – wenn die anderen starten, fühlt man sich doch unwohl, allein am Steg zurückbleibend, fehlt da denn doch der jugendliche Schneid? Auch wenn viele von uns schon in einem Alter sind, in dem man sich und anderen nicht mehr unbedingt beweisen muss, was für ein toller Starkwindsegler man doch ist. Und außerdem sind die Boote allesamt aus Holz und keine Eignerin oder Eigner möchte einen Crash riskieren. Also blieb man brav an Land, trank seinen Kaffee und genoss einen gemütlichen Samstagnachmittag. Am Abend kamen dann die Kobold-Teilnehmer wieder zu einem gemütlichen Abendessen zusammen. Es gibt viel zu erzählen wenn man sich – wie die meisten – nur einmal im Jahr trifft.

 

Der Kobold-Preis der H-Jollen wurde erstmals und einmalig 1929 ausgesegelt, damals gewann der spätere Starboot-Weltmeister Pimm von Hütschler gegen eine starke Konkurrenz. Leider wurde die Regatta danach nie wieder ausgesegelt, bis 2002 die Brüder Jens, Christian und Joachim Ruppert zusammen mit dem langjährigen Alt-H-Jollen- Obmann Michael Krieg den NRV überzeugen konnten, im Rahmen der alljährlichen Holzboot-Regatta mit Beteiligung der Drachen, 5,5er, 12 Fuß Dinghies den H-Jollen- Kobold Preis zu veranstalten. Teilnehmen dürfen alle Holz-H-Jollen mit Baujahr vor 1970. Unterschiedliche Interpretationen dieser Konstruktionsklasse werden durch ein Yardstick-System aufgefangen. Die Familie Ruppert spendete zahlreiche Sonderpreise, zum Beispiel der „Listigste Schlag“, das „Engste Kopf an Kopf Rennen“ oder „Herr und Frau Kobold“, die von Michael Krieg übergeben werden. Im letzten Jahr trotz Corona noch ein Feld von 13 H-Jollen gab es diesmal leider nur 9 Meldungen wovon nur 7 erschienen sind. Lag wohl am Wetter, denn der starke Wind wurde am Sonnabend durch heftige Regenböen ergänzt – kein Wohlfühl-Alster-Segelwetter.

Gesegelt wurde dann doch noch am Sonntag, der Kobold gab sich gnädig. 3 Wettfahrten bei moderaten 2-3 Windstärken konnten niemanden überfordern. Der Regen hatte sich auch nach einem ordentlichen Guss beim Auftakeln verzogen und der „Kenterbold“-Preis, eine alte Fischreuse, musste diesmal nicht vergeben werden. Gewonnen haben die Bundesliga-Segler Malte Päsler und Klaas Höpke mit der Felice, H 264, einer gaffelgetakelten Vötterl-Jolle mit modifiziertem Carbon-Rigg, vor Jens und Christian Ruppert auf Lumpazi H 69 (Eigenbau 1968, Hansi Gauglitz). Das Boot ist hochgetakelt und wurde vor 6 Jahren vom Bootsbauer Thomas Bergner auf einen aktuellen regattafähigen Stand gebracht. Das Brüderpaar trainiert seit Jahren bei Wind und Wetter und beherrscht sein Schiff aus dem Eff-Eff. Sie hatten auch bei allen Wettfahrten die Nase vorn, mussten aber aufgrund ihres Yardstick-Wertes der Felice vergüten. Es folgten Kersten Weichbrodt und Michael Krieg auf Prinzzessin, H 567, auf Platz 3 und mit Gazelle, gesteuert von Moritz Ruppert, und Sommerliebe (Jens Cruse) noch 2 Boote aus dem Ruppert-Rennstall. 

Der HSC war auch in der Wettfahrtleitung und der Jury aktiv

Resumée: Erstklassige Veranstaltung, tolles Wettfahrtleitung-Team um Hans Herbert Hoffmann, das Wetter naja, war schon besser. Doch wo bleiben die HSC-Jollen? Das frühere Gewinner Boot Lausi von der Leither? Die gemeldete Carina? Und noch ein paar andere. Wir würden uns freuen, euch bei einer so schönen Veranstaltung zu sehen. Ich weiß, dass es viel Arbeit ist, so ein altes Holzschiff zu pflegen, und einige sind noch nicht fertig wie der Delphin – auch aus dem Hause Ruppert. Aber Ende Mai könnten die Boote dann doch im Wasser sein, sonst ist die Saison ja schon bald wieder zu Ende. Hoffen wir, dass sich einige Eigner ein Herz nehmen und zur Hamburg Summer Classics kommen. Und auch wenn es am Samstag ordentlich pustete, der Windfinder hatte für Sonntag ruhigeres Wetter versprochen und so kam es dann auch. Ich finde, wenn man gemeldet hat, sollte man zur Steuermannsbesprechung gehen, auch wenn das Wetter einem nicht liegt – ebenso wie man zur Siegerehrung geht, wenn man keinen Preis gewonnen hat. Allein, um die Preisträger, die von weither Angereisten und alle Mitbewerber zu feiern.  

Bericht: Tommy Loewe
Fotos: Karin Krugler-Felsch und Christina Frickemeier (mittleres Foto).