07.10.2020 – Julia Pechstein und Wolfgang Goeken vom HSC sind Deutsche Meister im Conger. Erst in der zwölften Wettfahrt gelang es ihnen, an den Konkurrenten vorbei zu ziehen. Spannender geht es nicht.
Die Meisterschaft der Conger fand dieses Jahr auf dem Dümmer bei der Segelvereinigung Hüde statt. 29 Conger hatten gemeldet, wovon 27 starteten. Wie spannend diese Meisterschaft letztlich war, schildert Wolfgang Goeken:
„Erster Tag, punktgleich mit Sven Naumann Zweiter.
Zweiter Tag, punktgleich mit Harald Stoppel Zweiter. Sven einen Punkt hinter uns.
Dritter Tag, Erster mit einem Punkt vor Sven. Die letzte Wettfahrt entscheidet. Wer vorne ist, gewinnt. Sven oder wir.

Wolfgang Goeken und Julia Pechstein während einer Känguruh-Regatta
Sonntag 5. Oktober, letzter Tag, 10:30 Uhr Start. Wir machen uns früh fertig und sind um 9:00 Uhr auf dem Wasser. Einsegeln. Erst nur 4 Windstärken, passt. Dann dreht der Wind wie vorhergesagt auf 5 bis 6 Windstärken. Wir trimmen für 5 bis 6 Bft. um.
Dann Start um 10:30 Uhr, wir kommen schlecht los. Alle Konkurrenten vor uns, incl. Sven, Harald und Frank Schönfeld. Zudem sind beim Start nur 4 Windstärken und wir mit unserem Trimm für 6 Windstärken zu langsam. Daher sind wir an der ersten Wendemarke nur Sechster.
Wir kämpfen uns vor und an der zweiten Wendemarke sind wir Vierter. Sven kurz vor uns auf Platz zwei.
Mittlerweile kommt eine zweite Bootsklasse (Piraten) ebenfalls mit 30 Booten zusätzlich auf die Segelbahn. Es wir voll und eng.
An der dritten Bahnmarke sind wir Dritter, Sven Zweiter, aber nun 70 Meter weit weg und im Grunde ist alles gelaufen. Das wird er locker verteidigen können. Aber abgerechnet wird erst im Ziel, wir geben nicht auf.
Und dann schickt uns der Wettergott auf den Raumgängen Böen mit 7 Windstärken. Die Wellen werden höher. Das können wir. 1000 Mal geübt auf der Ostsee. Eine hohe Welle, wir setzten zum Gleiten an, dass Boot kommt dabei aus dem Wasser und rast los. Auf der halben Strecke ist Sven nur noch zehn Meter vor uns. Dann wieder eine 7er-Böe, wieder eine hohe Welle gesucht, wieder fliegen wir los, diesmal bei Sven in Lee vorbei. Sind fünf Meter vor ihm auf Platz zwei an der letzten Leetonne.
So nun noch einmal gegen den Wind Richtung Ziel. Es weht jetzt mit 6 bis 7 Windstärken. Jetzt passt der Trimm. Wir segeln hoch und schnell. Sven bekommt unseren Abwind und muss wenden. Er fährt nach links. Fahren wir mit ihm, um unseren Platz zu verteidigen?
Von dieser Entscheidung hängt alles ab. Wir wägen ab. Nein, wir gehen nicht mit. Eine Wende kostet bei den Wellen mindestens 20 Meter. Außerdem fahren wir gerade eine gute Höhe zum Ziel. Zudem rechne ich mit rechtsdrehendem Wind und so ist es besser, erst nach rechts zu segeln.
Wir kämpfen, bringen unser Gewicht so weit wie möglich nach außen. Das schmerzt in den Beinen, aber macht schnell. Wir segeln schneller und höher als der Erste, unserem Segelmacher und Halbprofi Franky, und sind nun mit ihm als Ersten gleich auf. Wir wenden und segeln wieder nach links. Nicht zu weit segeln, wo ist das Ziel? Wieder eine entscheidene Frage. Da kommt der vermutete Winddreher nach rechts. Fünf Grad, Franky nutzt ihn und wendet. Wir segeln noch 20 Meter und wenden, passt besser. Nun hat der Wind um zehn Gradgedreht. So haben wir den Führenden überholt.
Aber was macht Sven? Ich sehe ihn nicht, es sind so viele Boote auf der Bahn. Dann endlich erblicke ich ihn, er kommt von links. Ist hinter uns? Zehn, 20 Meter? Rechts weiter zu segeln war also richtig. Er kommt, als er direkt querab von uns ist, wenden wir und sind fünf Meter vor Sven. So bekommt er unseren Abwind und kann nicht überholen. Jetzt heißt es so ins Ziel. Keinen Fehler mehr und nicht kentern. Als Sven wendet, wenden wir auch, es bleibt bei fünf Metern Vorsprung. So gehen wir als Erster ins Ziel. Was für eine Anspannung. Sieg in der letzten Wettfahrt und DM-Sieg. Es war dramatisch …”
Das können wir uns gut vorstellen, wir gratulieren!
Text: Wolfgang Goeken
Titelfoto: Barbara Artus
Foto: Pepe Hartmann