16.07.2022 – Hans-Christoph Burmeister, früher Mitglied der legendären RubiX-Crew die vor ein paar Jahren mehrfach Deutscher wurde, gewann als Crewmitglied der Patent4 den Deutschen Meistertitel vor Warnemünde und berichtet über die Meisterschaft.
„Die diesjährige IDM Seesegeln zeigte sich von ihrer rauen Seite. Bei zumeist über 20kn Wind und ungewohnt hohen und langen Ostseewellen ging es vier Tage vor Warnemünde um die Deutsche Meisterschaft. Mit dabei war Hans-Christoph Burmeister vom HSC als Großtrimmer auf der patent4, einer Italia 9.98 von Jürgen Klinghardt (LYC):

Hans-Christoph Burmeister (Dritter von Rechts) an der Großschot
Voll motiviert starteten die 12 „kleinen“ Offshoreyachten zunächst bei strömendem Regen mit einem General Recall in eine zehnstündige Langstrecke. Wettfahrtleiterin Laura Kühnwind war jedoch gnädig und erlaubte uns einen zweiten Start unter Papa. Dafür gab es zum Eingewöhnen in die stürmischen Tage direkt eine 15sm und eine 8sm lange Kreuz Richtung Lübeck-Gedser-Weg, nur unterbrochen von einem kurzen Reacher nach Kühlungsborn. Viele Umdrehungen der Großwinsch und brennende Arme später wurden wir zum Schluss immerhin mit einem 20sm Spinnakerkurs zum Surfen belohnt. Mit bis zu 18,2kn glitschte die patent4 gen Warnemünde und passierte berechnet als zweites Boot unter Spi die Mittelmole – lediglich eine Hanse 370 war uns mit einem einzelnen Extremschlag unter der Küste auf dem ersten Upwind entwischt.
Bei weiter zunehmenden Wind und Welle standen an den weiteren Tagen Up&Downs und Round-the-Can-Rennen zwischen Warnemünde und dem Darß an. Die hohe Welle erlaubte am Freitagmorgen eine längere Erholungspause für meine Arme, bevor wir am Nachmittag bei zwei Kurzwettfahrten zwei erste Plätze mit der patent4 errangen. Besonders stolz war wir auf die Aufholjagd in der zweiten Wettfahrt, welche nämlich leider aufgrund eines Einzelrückrufs für uns unter äußert ungünstigen Umständen begann. Dank eines Drehers auf der Startkreuz sowie viel Tiefe pressen auf dem Spikurs in der Welle erreichten wir jedoch berechnet noch einen knappen Vorsprung für den Sieg.
An den kommenden beiden Tage waren die Seesegler aufgrund der hohen Wellen dann die einzig verbliebenden Teilnehmer der Warnemünder Woche auf den Bahn. Spannung kam insbesondere bei der Mittelstrecke vor Graal-Müritz auf, als wir mit bis zu 18.8kn unter Spinnaker ein Schlauchboot mit Mike als Bahnmarke in den Wellen suchen mussten. Knapp eine halbe Meile vorher war es endlich zu sehen – und zum Glück auf der richtigen Seite 😊. Sicher brachten wir anschließend die Führung bis in das Ziel an der Mittelmole.
Mit einem Zweiten und vier Ersten Plätzen war die Ausgangslage für den letzten Wettfahrttag außerordentlich positiv. Nach einer erneuten Startverschiebung um drei Stunden gingen es am Nachmittag dann noch auf die Bahn – und wir machten es noch einmal ungewollt spannend. Nach einem missglückten Spi-Setzen kam auch noch Pech dazu und Toppnant und Ersatzspifall verknoteten sich weit oben am Vorstag. Die patent4 beendete das Rennen vorzeitig und bei 2m Welle musste jemand hoch in den Mast – und es traf mich. Nachdem mehrere Webleinsteks und halbe Schläge im Mast zunächst gelöst werden konnten warf mich die Grundsee beim Herunterlassen leider einmal um den Mast und ich verlor den Toppi erneut an das Vorstag ☹. Für das finale Klarieren musste dann leider unser Taktiker noch einmal in den Mast, da mir schlussendlich die Kraft ausging für einen zweiten Aufstieg (Danke Oli!). Rechtzeitig zur Ankündigung des letzten Rennens waren wir jedoch wieder fit. Noch ein letzter General Recall, ein sicherer Start unter U-Flagge und wir brachten den Titel schlussendlich noch sicher nach Hause.
Zusammenfassend war es eine tolle, wenn auch anstrengende Veranstaltung mit für Seeseglern äußerst würdigen Wetterbedingungen. Danke an die ganze Crew der patent4.”
Bericht: Hans-Christoph Burmeister
Fotos: Pepe Hartmann