30.09.2020 – Auch wenn es immer noch sehr mau um die Regatten stand, so habe ich dennoch die „RubiX“ ein bisschen bewegt und eine schöne windige Herbstwoche im Kattegat erlebt.
Nachdem das Boot Corona-bedingt erst Ende August fertig und segelklar war, hat Ulf sie noch nach Kiel überführt – unserem Herbsttörn stand nichts mehr im Wege. Wir, das sind vier Freundinnen und Freunde aus dem Süden, die vereinzelt schon mal mit an Bord beim Fahrtensegeln oder überhaupt zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Yacht waren, und ich.

Wetterberichte und Optionen für den nächsten Tag
Los ging’s Samstag früh in Stickenhörn, dem Heimathafen der „Rubix“. Wir hatten zuvor das Schiff von den Regattasegeln befreit, um mehr Platz für unser Fahrtensegel-Gepäck und die Lebensmittel und Getränke für eine Woche zu schaffen. Nach einer ausführlichen Schiffseinweisung und Sicherheitsbelehrung ging es dann gegen Mittag endlich raus aus dem Hafen. Wir wurden gleich mal ordentlich von einer Regenfront geduscht – willkommen in der Ostsee!
Da die verschobene Kieler Woche an diesem Tag begann, konnten wir das rege Treiben in der Kieler Förde beobachten und sind auch prompt HSC-Clubkameraden auf ihrer J22 begegnet.

Die Dänische Gastlandflagge wird gehisst
Im ersten Reff und mit kleiner Genua ging es dann mit halbem Wind und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von acht Knoten Richtung Marstal. Es war etwas ruppig, wir hatten bis zu einem Meter Welle bei 17 bis 22 Knoten Wind, sodass es für unsere beiden Segelanfängerinnen an Bord ein Sprung in ein ziemlich kaltes Becken war. Aber sie haben sich tapfer geschlagen, nur wenige Fische gefüttert und auch ohne zu zögern, trotz des Wellengangs, das Vor- und Großsegel beim Bergen gebändigt. Da es sich nun mal um eine Rennyacht handelt, sind Lazyjacks und Rollgenua nicht vorhanden, aber mit etwas Übung waren wir dann in den kommenden Tagen kaum langsamer in der Vor- und Nachbereitung als die Chartereimer um uns herum.
Die beiden schnellsten ORC-Yachten der Kieler Woche sind uns auch noch begegnet, ein tolles Bild. Nach diesem sportlichen Einstieg wurden wir mit einem sehr ruhigen Abend und wunderschönen Sonnenuntergang in Marstal verwöhnt.
Am nächsten Tag war es dann deutlich ruhiger vom Seegang her und wir genossen die drei, vier Stunden Segelei Richtung Svendborg. Kaum angekommen, ergoss sich noch einmal ein Schauer über uns. Aber anschließend konnten wir uns bei einem schönen Stadtspaziergang noch etwas die Beine vertreten.

Es gibt immer Kleinigkeiten zu basteln und zu reparieren an Bord
Montagmorgen verließ uns leider unser einziger Mann an Bord, die Arbeitspflichten daheim in München riefen. Wir vier verbleibenden Mädels sind dann in etwa vier Stunden nach Lyö gekreuzt und haben dort nach einem schönen Spaziergang gegrillt – dafür liebe ich das Fahrtensegeln und die dänische Südsee! Ich kannte die Gewässer südlich von Fünen natürlich schon ein ewig, aber habe auf diesem Trip fast nur mir unbekannte Häfen angesteuert, die mir von Clubkameradinnen empfohlen wurden. Es war eine tolle Mischung aus etwas städtischeren und sehr naturnahen Häfen und ihrer Umgebung.

Segelvorbereitungen
Angesichts der Windvorhersage für die restliche Woche hatten wir uns bereits in Svendborg von der Idee verabschiedet, rund Fünen zu segeln – das hätte teilweise stundenlanges Gegenankreuzen und sehr lange Tage bedeutet. Da wir die ganze Woche nie unter zwölf Knoten Wind hatten und die Temperaturen gerade gegen Abend doch immer sehr frisch waren, fiel uns diese Entscheidung nicht sehr schwer, es sollte schließlich Urlaub sein.

Palmen am Strand in Mommark
Nach Lyö mussten wir, angesichts des nordwestlichen Windes um 20 Knoten, unser Ziel, den Kleinen Belt noch etwas nach Norden abzusegeln, ersteinmal vertagen und sind dann doch lieber nach Mommark gefahren. Im Kleinen Belt baut sich auch mal gerne eine ordentliche Welle auf, das war uns zu mühsam gegenan. In Mommark wurden wir mit Palmen am Strand und der nächtlichen Milchstraße am Himmel verwöhnt.
Mittwoch war dann Südwest um 17 Knoten angesagt, sodass wir uns entschieden, nun um Als herum in überwiegend flachem Wasser zu segeln und in Mjelsvig (südlich der Dyvik) anzulegen. Den ganzen Segeltag lang war es nieselig und bedeckt, sodass wir in der Abendsonne noch unsere Sachen trocknen mussten und einen schönen Spaziergang in der Umgebung genießen konnten.

Die RubiX in Mjels Vig
Donnerstag hieß es dann um 10 Uhr auslaufen, um die Öffnungszeit der Brücke in Sonderborg halbwegs zu treffen. Ziel war nördlich des großen Maasholmer Sporthafens der kleine etwas versteckte Hafen mit Blick auf einen tollen Sonnenuntergang und die wunderschöne Bucht mit einigen ankernden Yachten. Es war mit etwa sieben Stunden zwar unser längster Segeltag, aber mit räumlichen bis achterlichen Winden um 15 Knoten auch einer entspanntesten.

Strandspaziergang auf Lyö
Freitag rauschten wir dann nur noch heim nach Stickenhörn und genossen das Regattageschehen der diversen Laser- und 49er-Klassen am Stoller Grund und in der Strander Bucht. Wir motorten fast zeitgleich mit den Startern der Double Handed Division und des silbernen Bandes die Kieler Förde hoch, sodass wir mit weiteren tollen Bildern eine gelungene Segelwoche abschließen konnten.

Die Skipperin
Die „Rubix“ wurde Freitagabend und Samstagmorgen noch ausgeräumt und geputzt und Samstagmittag verlassen. 162 Seemeilen hatten wir gesegelt, es war windig und kühl – ein typischer Herbsttörn eben. Aber es war auch sehr abwechslungsreich und eine ganz tolle Woche mit Freunden und Freundinnen an Bord.
Fahrtensegeln mit der „Rubix“ ist vielleicht etwas anspruchsvoller so ganz ohne Rollsegel und Autopilot, aber es ist und bleibt eine sichere und schnelle Yacht, die gut zu handeln ist und viel Spaß macht.
Bericht und Fotos: Christina Schober