„ELAN” GEWINNT „PANTAENIUS RUND SKAGEN”

25.11.2022 – Ein Nachbericht: Die Hamburger Segelyacht „Elan“ vom Typ Swan 48 (S&S) unter Skipper Daniel Baum, 1. Vorsitzender des Hamburger Segel-Club (HSC), konnte im diesjährigen Pantaenius Rund Skagen Rennen alle anderen gestarteten 33 Yachten nach berechneter Zeit  hinter sich lassen.

Crewmitglieder waren Stephan Semmerling (Hamburg), Hendrik Scheel (Flensburg), Clemens Gehrholz (Lübeck), Tina Luelfing (Hamburg), Sven- Ove Baumgartner (Wedel) und Jörgi Heinritz (Heiligenhafen).

Deutschlands härteste Hochsee- Regatta von 510 Seemeilen Strecke startete am Pfingstmontag vor Helgoland um den nördlichen Zipfel Dänemarks (Skagen) herum und zurück zum Ziel vor Kiel Schilksee. Die Crew der „Elan“ benötigte für diese Strecke drei Tage, drei Stunden und 31 Minuten.

Mit dieser gesegelten Zeit konnte sich die „Elan“ nach berechneter Zeit den Hauptpreis der Pantaenius Rund Skagen Regatta, eine aus Bronze gegossene Skulptur eines Wikingerschiffes, sichern.


Foto: M. Heinritz

 

Hier der Bericht von Bord:

Nach dem Gewinn über Alles beim Rennen Rund Helgoland am Pfingstsonntag sind wir hochmotiviert ins Rund Skagen gegangen. Mit zwei Crewmitgliedern weniger als den üblichen neun sind wir etwas personell unterbesetzt, aber müssen auch weniger Nahrung und Getränke mitschleifen. Die Elan ist zwar eine 49 jährige Dame, aber doch für Regatten völlig gestrippt, soll heißen, kein überflüssiges Gramm an Bord und im ORCi- Rating super optimiert.

Meeno Schrader kündigt auf der Steuermannsbesprechung in der ersten Nacht mögliche Böen bis 40kn Wind aus S-SW an, später links drehend, erst zunehmend, später abnehmend, Es kann vorübergehend auch im Kern eines durchgehenden Tiefs komplett flau werden. Und kräftig regnen soll es auch noch. Na denn! 

16.50 ist Start, vorher werden im Hafen die Sturmsegel gesetzt und der Wettfahrtleitung bei der Ausfahrt präsentiert.

Wir entscheiden uns für den Start bei ganz wenig SW Wind mit Überhöhe hoch in Luv an der Helgoländer Hafenmauer. Das sollte sich wenig später als goldener Wurf herausstellen. Wir sind die einzigen, die keine zusätzlichen zwei Wenden bei fast Flaute und hoher Dünung fahren müssen, um die Luvmarke im Süden des Hummerschutzgebietes an Backbord zu lassen. Damit sind die ersten Gegner erstmal abgestreift. 

Abfallen, Spi hoch, Bordroutine beginnen. Und immer schön aufpassen, dass man nicht ins Hummerschutzgebiet segelt. Als das vollständig umsegelt ist, wird der Kurs 348° zur nächsten Bahnmarke Horns Riff, 85 sm entfernt, abgesetzt. 

Der Wind dreht auf dem Wege dorthin langsam aber stetig nach S bis SE und nimmt zu.

Die möglichen angesagten 40 kn erleben wir nicht, es bleibt bei 28-30 kn in Böen, im Mittel eher 25 kn, gute 6 Bft. Vor einem im Bau befindlichen Windpark südlich vor Horns Reff müssen wir halsen und wechseln auf den kleineren Sturm Spi. Damit ist alles lässig unter Kontrolle.

Gegen 02.00 passieren wir die Untiefen Tonne Horns Riff.

Auf Bb Bug nähern wir uns nun langsam wieder der Küste Jütlands mit Kurs 020° an. In den frühen Morgenstunden wird der Spi geborgen und die Genua 1 gesetzt. Der Wind ist zu vorlich für das bunte Segel. Mit einem schönen Schrick in den Schoten rauschen wir auf die Dünenküste Jütlands Richtung Thyborön zu. Das Motto heißt ab jetzt immer schön am Strand kleben. Windrichtung und Stärke sind konstant aus ESE bis an 20 kn und sorgen für gute Etmale. Die vermessungsmässig größere Konkurrenz ist in Sichtweite. Alles im Griff! 

Von Thyborön bis Hanstholm kleben wir tatsächlich am Strand. Der Wind bekommt sogar eine nord- östliche Komponente und nimmt tendenziell ab. Das bedeutet, dass das Tief sich uns annähert. Bloss nicht im Kern und in dessen Flaute hängenbleiben!

Wir überqueren ein Drittel der Jammer Bucht auf einem fast graden Anlieger hoch am Wind, Windstärke um die 10 kn. 20 sm vor Hirtshals dreht der Wind noch mal auf ENE und wir kreuzen in relativ kurzen Schlägen je nach Winddreher auf. Dort treffen wir auf den später Gesamtzweiten „Hinden“ aus dem Double Hand Start. Die haben im vorherigen Rund Skagen den Gesamtsieg nach Hause gefahren. Kurz nach Mitternacht dreht der Wind auf Süd. Das Tief steht jetzt nördlich von uns. Spi hoch und ab geht die Post. Unsere Konkurrenz, teilweise auch viel grössere Yachten, bleiben im Kern des Tiefs hängen! Morgens um 03.00 nehmen wir bei 25kn Wind aus SW den Spi weg und gehen gleich auf die Jib. Gegen 04.00 runden wir die Tonne Skagen Rev an Steuerbord.

Kurz vor uns rundet „Piranha“, eine J 111. Bei der steifen Brise mit 2 knoten N -Strom zerlegt es die förmlich. Elan ist in ihrem Element. Wir machen direkt hinter der Skagen Tonne eine Wende, um dem Strom zu entkommen und rutschen am Riff Richtung Skagen Hafen entlang. Nach einer halben Stunde können wir die J 111 nicht mehr ausmachen. Abgestreift!

Dank Internet realisieren wir bei der Zwischenwertung Skagen, dass wir das Rennen berechnet über Alles gewinnen können! 

„Habt ihr auch so’n Kratzen im Hals?“ krächzt Daniel. Kratzen is’ gut! Meine Stimme ist fast gar nicht mehr da!  Auch andere Crewkameraden klagen über leichte C-19 Symptome. Aber nicht alle. 

Wir haben natürlich sofort die Preisverteilung in der Nordseehalle auf Helgoland im Verdacht! 

Egal, weiter geht’s! Nix anmerken lassen.

Vor Skagen liegen wir bei nur noch 0,7 Knoten Gegenstrom nach der Wende Kurs Süd an. So können wir Laesö an Backbord zusammen mit „Edelweiss“, einer Millennium 40, passieren, und segeln bei strammer Brise beide Richtung Fornaes bei Grenaa. Neben Anholt geraten wir in eine Totalflaute zusammen mit unserem größeren Konkurrenten. Die Nerven liegen blank! 

Der Stift (Hendrik) bastelt eine frische Hühnersuppe. Ich weiss nicht woran es liegt , aber nach dem Genuss der Suppe kann ich wieder sprechen. Vielleicht liegt’s an den Antibiotika im Suppenhuhn!

Wir dümpeln bei null Wind im Kreis. Solange die neben uns sind, ist für uns momentan alles in Butter.  Nach einer knappen Stunde setzt Wind aus SSW ein, und die „Edelweiss“ entpuppt sich als guter Sparringspartner für uns bei 10-15kn Wind. 

Hoch am Wind geht es am Windpark südlich Anholt vorbei. Die Vorhersage spricht von auf SE drehender Brise. Die kommt gegen Mitternacht mit ganz leichtem Hauch. Wir wenden dicht am Schifffahrtsweg auf Stb. Bug. Edelweiss ist etwas abgehauen…aber noch ist das Hecklicht zu sehen! Die müssen aber nach Berechnung auch ca. 13% schneller sein als wir. 

Schon bald können wir bei 5 kn Brise den Spi setzen. Dat löppt bis Rösnaes Puller. Wir haben plötzlich zehn Mitbewerber ganz in unserer Nähe, wie wir auf AIS sehen! Alle größer! Hammer!  Der Strom setzt mit 1,5 kn Richtung Nord bei 1-2 kn Brise. Also direkt hinter Rösnaes in die Bucht schlagen! Spi Weg, Genua hoch! Raus aus dem Strom. Macht unser Navigator Sven-Ove mit stoischer Bravour. Er lässt uns sechs! mal wieder in die Bucht ’rein wenden. Aber welch ein Erfolg! Unser Mitbewerber sind achtern im Grossen Belt im Dunst verschwunden! Die Big Bridge ist das nächste Hindernis! Auch die wird gegen den Strom bravurös gemeistert. Dann den richtigen Absprung durch den Belt im Gegenstrom nach Nord- Langeland finden. Wieder Inselkleben inclusive Rockhopping Möglichkeiten! Ohne Grundberührung passieren wir Kjelds Nor Leuchtturm. Dann wird’s wieder ganz flau. Endspurt über die Kieler Bucht! Bei auflebendem WSW bis Stärke 5 Bft gibt’s noch eine stramme Zielkreuz mit langem Bb Bein Richtung Schönberg Strand. Noch zwei Wenden, um das Verkehrstrennungsgebiet bei Kiel Leuchtturm zu umsegeln, dann ist es fast geschafft. Um 20.21 Uhr passieren wir die Ziellinie vor Kiel Schilksee. Als zwei Stunden nach unserem Zieldurchgang die „Hinden“ noch nicht angekommen ist, können wir unseren Skagen Rund Rum öffnen und die Korken knallen lassen. Das Dinner fällt aus, wir bestellen einen Pizzaservice und verordnen uns C-19 Quarantäne und verbringen den Abend auf der guten alten „Elan“.

Für Interessierte sind Bilder zu betrachten, Berichte zu lesen und die Ergebnisse unter www.nordseewoche.org unter Pantaenius Rund Skagen nachzuverfolgen.

Ergebnisse „Pantaenius Rund Skagen”
Ergebnisse „Capitell-Cup Rund Helgoland” 

Bericht: Jörgi Heinritz
Titelfoto: Hinrich Franck