FRÜHJAHRSTÖRN AUF DER „RUBIX 2.0“

28.05.2018 – Unser Mitglied Christina Schober beschreibt sehr unterhaltsam einen ganz offensichtlich gelungenen Frühjahrstörn der HSC-Fahrtensegler:

Frank Blohm und ich gehören lose der Rubix-Crew an, sind aber eher am Fahrtensegeln mit diesem sportlichen Schiff interessiert als am Regatta segeln. So kam es eines Tages, dass Frank sich für den Frühjahrstörn des HSC mit der Rubix anmeldete und noch Crew suchte. Ich sagte als frisches Neu-Mitglied zu; wird schon passen mit Frank, dachte ich mir. Es fand sich noch sein Freund Mathias und an der offiziellen Besprechung zum Frühjahrstörn gesellte sich noch Pia, ein weiteres Neu-Mitglied, dazu. So war unsere Crew geboren, die sich als ein wahrer Glücksgriff erweisen sollte. Nach der ersten Känguruh-Regatta wurde sich crewintern noch einmal vorbesprochen und große Einkaufslisten verteilt. 5 Tage später kam der große Schreck, die Rubix-Regattacrew hatte Bruch auf der Maior-Regatta in Kiel erlitten und das Schiff stand mit gebrochenem Vorstag nicht mehr zur Verfügung, sondern in der Werft. Wir vier waren inzwischen so angefixt, dass wir uns flugs eine Charteryacht anmieteten und so das Projekt „Rubix 2.0“ starteten. Am Freitag, den 4.Mai übernahmen Frank, Mathias und Halbcrewmitglied Sören die „Rubix 2.0“ und beluden sie mit gefühlt einer Tonne Essen und Trinken. Sobald ich eintraf, überführten wir das Boot von Laboe nach Strande, dem Ausgangshafen des Törns. Dort tanzten wir das erste Mal etwas aus der Reihe und ließen es uns mit Austern und Champagner in der strahlenden Sonne erstmal gut gehen, bevor endlich Pia dazu kam und wir die restlichen Fahrtensegler im Kieler Yachtclub besuchten. Unsere crewinterne Party endete Gerüchten zufolge erst spät in der Nacht. Dies hielt Frank allerdings nicht davon ab, um 06.30 Uhr die Maschine zu starten und auszulaufen, um Sören wieder in Laboe abzugeben. Nach einem weiteren Tankstopp in Strande motorten wir dann der restlichen Flotte Richtung Marstal hinterher, bei perfektem Sonnenschein, aber keinem Wind. Marstal schon fast in Sichtweite, gesellten sich 2-3 Schweinswale zu uns und kreisten etwa 20min um und unter unserem Boot herum. Wir konnten unser Glück kaum glauben. Wir hatten inzwischen den Schwerwetterspinnacker der Rubix 1.0 gesetzt, den wir netterweise ausleihen durften, um bei den vorausgesagten Vorwindgängen trotz Chartereimer etwas vom Fleck zu kommen. So gaben wir ein lustiges Bild ab, mit dem relativ kleinen Spi auf der „großen“ 38ft Yacht. In Marstal wurde gemeinschaftlich und äußerst lecker gegrillt und die Erlebnisse des ersten Tages wurden ausgetauscht.

Am nächsten Tag liefen wir wieder als letztes Schiff aus und genossen unsere Rühreierfrühstück in den engen Fahrwasserrinnen Richtung Rudkøbing. Dort schlossen wir auf die restliche Flotte auf und versuchten es immer wieder mit Segeln. Auch an diesem Tag haben wir immer wieder Schweinswale gesichtet, Sonne satt und sehr viel Gelächter und tolles Essen an Bord gehabt. Aufgrund seiner dunklen Vergangenheit hinsichtlich Brückendurchfahrten hatten wir noch ordentlich was zu lachen, als wir zunächst rückwärts unter dem westlichen Teil der großen Belt Brücke versuchten zu passieren und Frank dann doch Vollgas Fahrt voraus gab und wir die große Hauptfahrwasserdurchfahrt nahmen. Unter Spi, mit guter Musik im Ohr und einer schlafenden Crew, genoss ich die letzten 3 Stunden vor dem Wind Richtung Kerteminde sehr. Nach einer kurzen Einkehr auf Matthias‘ schöner Hallberg-Rassy gab’s lecker Spargel bei uns an Bord.

Am Tag 3 unseres Törn hatten wir ein kleines Ablegemalheur – das alte defekte Stromkabel war noch nicht abgezogen worden und auch unsere EPIRB Boje schwamm auf einmal im Hafenbecken herum. Danach ging allerdings nichts mehr schief und wir genossen weiterhin uns selbst als Crew, Schweinswale, die Sonne und einen schönen endlos langen Spigang Richtung Tunø. Dort gab’s wieder ein sehr nettes geselliges Gruppengrillen, schöne Fotos mit der Drohne von oben und gemeinschaftliches Schunkeln zur Schifffahrtklaviermusik. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, auch unsere Kehlen blieben selten trocken an diesen schönen Abenden. Am nächsten Morgen haben wir noch gemeinsam frische Brötchen im Ort geholt und unsere Gin-Vorräte aufgefüllt. Auf Tunø gibt es etwas einmaliges – einen Kirchturm, der gleichzeitig eine Leuchtturmfunktion inne hat – toll!

Nächstes Ziel Juelsminde – nach anfänglicher Flaute konnten wir doch noch unsere Spi setzen und holten Halbwind bei auffrischendem Wind 7,4kn aus unserem Chartereimer und wurden mal nicht nach hinten durchgereicht in unserer Flotte von 10 Schiffen. Die Gurgels waren leider in Marstal mit Motorproblemen abgehängt worden und fuhren uns nach erfolgreicher Reparatur im Uhrzeigersinn entgegen. In Juelsminde waren wir alle wieder vereint. Hier sprangen wir wieder etwas aus der Reihe, da wir noch Berge von Essen an Bord hatten und daher dem gemeinsamen „Essen gehen“ fern blieben. Allerdings sind wir der Meinung, dass es sich gelohnt hat, denn Frank und Mathias sind hervorragende Köche und haben uns beide Mädels den ganzen Trip über mit hervorragendem Essen verwöhnt. Ein ganz großes Dankeschön dafür, es war eine kulinarische Genussreise vom Feinsten!  

An Tag 5 der Reise ging es wieder unter Spi bei immer noch strahlendem Sonnenschein an Middelfart vorbei. Nachdem wir den kleinen Belt unter Segeln, aber mit Motorunterstützung aufgrund des teils starkem Gegenstrom erreicht hatten, drehte der Wind und frischte auf, so dass wir noch eine schöne Kreuz bei etwa 4 Bft. segeln durften und nach einem ziemlich langem Tag glücklich und erschöpft in Årø ankamen.

Am Donnerstag war nachmittags Gewitter angesagt, so dass wir alle ziemlich früh ausliefen und unser eigentliches Ziel Mommark gegen die wunderschöne Dyvig eintauschten. Die Dyvig ist immer eine Reise wert – strahlende Rapsfelder gaben uns recht. Und ja, das Gewitter kam und es war tatsächlich mal bewölkt und regnete auch, aber erst nachdem wir uns etwas die Beine vertreten und alles vor Ort besichtigt hatten. Es wurde gemeinschaftlich Skorbut (Orangensaft mit Rum) verordnet und anschließend wurde die Yacht von Matthias mit rund 15-20 Mann überflutet, die lauthals schönste Seemannslieder zu Schifffahrtklaviermusik zum Besten gaben. Das war ein würdiger Abschluss dieses großartigen Segeltörns mit vielen tollen für mich neuen HSCern und einer fantastischen Segelwoche.

Am letzten Tag brachen wir mit der „Rubix 2.0“ um halb sieben auf, um auf jeden Fall die 9 Uhr Brückenöffnung in Sønderborg zu erreichen. Nach einem kurzen Spiversuch mit 2,5kn VMG und der Tatsache, dass wir das Schiff um 16 Uhr in Laboe abgeben mussten, blieb uns leider nichts anderes übrig, als unter Motor auch die restlichen 40 Seemeilen zurück zu legen. Ziemlich traurig, dass nun eine fantastische Woche vorbei war, gaben wir das Schiff vollgetankt und ohne Schäden ab. Ich brachte Pia noch zu ihrem Auto in Strande und fuhr weiter nach Surendorf, um noch am Wochenende ein bisschen am Trapezdraht eines Hobie Cat 16 während des Baltic Spring Cup Surendorf abzuhängen. Ich konnte mit einem tollen zweiten Platz meinen Urlaub krönend abschließen und mehr als zufrieden zurück nach Hamburg reisen. Ich danke allen für die großartige Organisation, die herzliche Aufnahme in den Fahrtenseglerkreis und insbesondere meiner Crew Mathias und Pia sowie meinem großartigem Skipper und Freund Frank Blohm für diese sehr außergewöhnliche und lustige Woche auf See. Nächstes Jahr sind wir sicher wieder dabei, hoffentlich auf der Rubix 1.0.

Text: Christina Schober