NEUZUGANG IM HSC – GEGEN DEN TREND

13.10.2016 – Unser langjähriges Mitglied Jochen Brecht berichtet enthusiastisch von seiner neuen „Bootsliebe“. Er schreibt uns:

„Die Segelszene ist ja eindeutig von Kunststoffbooten dominiert. Fast jedes Jahr kommen Neuentwicklungen von High-Tech-Booten auf den Markt und auf die Segelreviere: noch leichter, noch schneller, noch futuristischer im Design. Aber es geht auch anders: back to the roots! Das 12´Dinghy ist ein Beispiel dafür. 1913 von George Cockshot entworfen, war es 1920 und 1928 das erste „One-Design“-Einmann-Olympiaboot! Und es wird heute noch gebaut, sowohl in GFK als auch aus Holz.

Die besondere Herausforderung beim Segeln besteht darin, das viereckige, lattenlose Großsegel mit seiner Spiere (nicht Gaffel!) bei jeder Windrichtung und –stärke optimal zu trimmen. Dabei machen schon kleinste Veränderungen viel aus, denn das Boot ist eher untertakelt und gleitet nicht. Holland und Italien haben große, aktive Klassenvereinigungen und veranstalten das ganze Jahr über 12’-Dinghy Regatten, bei denen auch schon mal Felder von 170 Booten zusammen kommen! Dabei segeln alte und neue Boote gegeneinanader sowie solche aus GFK gegen wunderschön lackiertes Holz; strenge Klassenvorschriften sorgen für Chancengleichheit.

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Die 12’-Dinghy Flotte Nord (beheimatet im LYC) nimmt sich dagegen eher bescheiden aus: ca. 25 Boote, Tendenz leicht steigend. Die Liebhaber und Aktiven in Lübeck segeln die ganze Saison über Mittwochsregatten auf der Wakenitz und nehmen an zwei bis drei überregionalen Regatten teil; eine davon ist die Holzbootregatta des NRV.

Wo es früher nur drei Leinen auf einem 12´-Dinghy gab, nämlich einen Festmacher, eine Schot und ein Fall für das Großsegel, da sind die italienischen „Boliden“ von heute gespickt mit Streckern, Taljen, verstellbaren Holepunkten, Messmarken und Trimmeinrichtungen aus HighTech-Material, die aus jeder Position bedienbar sind. Ein Blick in ein regattafertiges Dinghy von heute erinnert an das Cockpit eines Ferrari – oder eben an ein Chaos.

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Der HSC hat nun einen Neuzugang in dieser Klasse, GER 220 „Carla“, angelehnt an den Namen der großelterlichen Yacht, die ein 12´-Dinghy als Beiboot hatte. Wollen wir doch mal sehen, wie es sich – mit einer Yardstickzahl von 145! – im kommenden Jahr bei vielleicht einigen Känguruh-Wettfahrten mittwochs im HSC behaupten wird!“

Mehr Fotos auf www.dinghy.it unter „Gallery“ oder auf der Homepage der 12’-Dinghy Flotte Nord www.12-fuss-dinghy.de.

Text und Fotos: Jochen Brecht