22.07.2018 – die Flotte der Yachten unter dem HSC-Stander ist um eine echte Attraktion reicher!
Die Tendenz zum Schärenkreuzer hat im HSC augenblicklich eine bemerkenswerte Dynamik; zwei Neptun Kryssare und eine Drachenflotte (ja, das sind ursprünglich auch Schärenkreuzer!) deutlich jenseits der 20 sprechen eine deutliche Sprache. Nun ist mit der Melar 22 „Tefsan“ ein echtes Schmuckstück hinzu gekommen, mit dem sich unser Clubkamerad und Pirat-Segler Christoph Längericht in Schweden angefreundet hat. Hier sein Bericht:
„Seit 20 Jahren segeln wir unseren mittlerweile 44 Jahre alten Holz-Piraten auf der Alster. Während zweier Urlaube im Schärengarten von Stockholm, in denen wir die dort noch zahlreich anzutreffenden eleganten Schärenkreuzer bewunderten, reifte der Gedanke, ein solches Boot auf der Alster segeln zu können. So kam ich durch eine Verkaufsanzeige im Bootsmarkt der Internetseite des ‚Freundeskreis Klassische Yachten (FKY)‘ in Kontakt mit Mikael, dem sehr netten schwedischen Eigner von „Tefsan“, einem 86 Jahre alten Mälar 22 Schärenkreuzer (l/b/t = 9,50/1,80/1,30 m). Zahlreiche E-Mails gingen hin und her und irgendwann stand fest, dass ich wohl der nächste sei, der sich um die alte Dame kümmern würde.
So konnte ich einen Übergabetermin für das Boot vereinbaren, das in Karlstad am Vänern-See lag. Ein einfacher Kaufvertrag wurde aufgesetzt, ein Probesegeln ausgemacht und bitte, ich solle doch nicht im Hotel übernachten, sondern sei natürlich Mikaels Gast, er würde sich ein paar Tage frei nehmen und Karlstad und die Umgebung müsse er mir doch auch noch zeigen, wenn ich schon die lange Reise machen würde … . Nun musste ich nur noch einen Miet-Trailer organisieren, die Fahrt planen und die Fährtickets für die Vogelfluglinie buchen.
Am 12.07.2018 ging es dann auf die 800km lange Reise von Hamburg über Puttgarden/Rödby, Kopenhagen, Helsingör/Helsingborg, Göteborg und entlang des Vänern-See nach Karlstad; Treffpunkt IKEA-Parkplatz. Von dort wurde ich von Mikael direkt zum Clubhafen des Karlstads Segelsällskap und weiter an Deck von „Tefsan“ gelotst, um mir das Boot gründlich zu zeigen und zu erklären.
Am nächsten Tag fand ein ausführliches Probesegeln im Schärengarten des Vänern-Sees bis zum Ankerplatz vor dem Sommerhaus des Segelvereins statt. Mittagspause und Schwimmen vom Boot aus. Auf der Rückfahrt zum Clubhafen bei deutlich auffrischendem Wind begeisterten die Anwind-Eigenschaften und die gute Ruder-Balance, denn Pinne loslassen und das Boot hält einfach Kurs, das kannte ich bisher noch nicht!
Am 14.07.2018 wurde „Tefsan“ gekrant, verladen, verzurrt, Segel und Ausrüstung verstaut und alles für die Rückfahrt nach Hamburg vorbereitet. Zu einer Mappe mit Unterlagen zum Boot, gehörte auch eine Liste der vorherigen Eigner und vor allem der Original Meßbrief aus dem Jahr 1932; für mich ein bewegender Moment, ihn erstmals in Händen zu halten.
Während der Tage in Karlstad war ich Mikaels Gast, wurde von ihm betreut, umsorgt, verpflegt, bekocht, durfte bei ihm wohnen, mit ihm zusammen segeln und erhielt jede mögliche Hilfe und Unterstützung mit dem Boot und bei der Verladung. Ich glaube, wir sind in dieser Zeit ein bisschen Freunde geworden.
Am 17.07.2018, nach nur zwei Tagen auf dem Trocknen, ging es zur Alster. Hafenmeister Ole Ivens und die FSJ-ler Thimo und Hanno halfen beim Rangieren über die Brücke und rund um den Kran und setzten das Boot vorsichtig ins Wasser. Die bereitgelegte Pumpe war dann doch nicht erforderlich, denn trotz der deutlich sichtbaren Fugen im Unterwasserschiff – als Folge der langen Fahrt und des hochsommerlichen Wetters – blieb die Bilge trocken! Dann nur noch zum Liegeplatz, Leinen und Fender dran, alles gut gesichert und die Persenning drauf.
Nun kommen das Kennenlernen der alten Dame und ihrer Eigenschaften und auch die Planung der noch bevorstehenden Arbeiten für die nächste Zeit und die nächsten Winter, sind doch 86 Jahre nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. In diesem Jahr wird es mit der Mittwochsregatta und der Teilnahme an den Summer Classics eher noch nichts, denn zu groß ist der Respekt vor den für mich noch ungewohnten Abmessungen und dem entsprechenden Handling, soll doch der Rest der Saison ohne Rammings und Schrammen ausgehen. Ich freue mich auf spannende Regatten, nette Urlaubstörns und entspannte Sommerabende auf der Alster zusammen mit „Tefsan“.“
Text: Christoph Längericht / Andreas Borrink, Fotos: Christoph Längericht