Ein toller Beitrag über die Arbeit der Schiedsrichter im Segelsport von Manuel Hünsch!

 

Immer wieder taucht die Frage auf, warum es eigentlich so viele verschiede Bezeichnungen für die Schiedsrichter im Segelsport gibt? Machen die nicht alle das Gleiche? Und was machen die Schiedsrichter und Umpires aus dem HSC?
Vielleicht gelingt es mir, mit diesem Artikel die Unterschiede ein wenig zu erläutern? Schließlich sorgen alle für die Fairness auf dem Wasser!

Schiedsrichter (Judges) im klassischen Fleetrace hören sich im Falle eines Protests die verschiedenen Versionen an und entscheiden auf Basis der Regeln. Durch einen Übersetzungsfehler des englischen Begriffs „Hearing“ wird dies schon seit den 70er Jahren meist als „Protestverhandlung“ bezeichnet, damit lassen Schiedsrichter nicht mit sich handeln…  :)

Manchmal gehen die Schiedsrichter auch aufs Wasser (Direct Judging) und beobachten die Boote, um im Fall unerlaubten Vortriebs (z.B. Wriggen, Pumpen oder Körperbewegungen) mit einer gelben Flagge eine Strafe auszusprechen.

Mit der wachsenden Beliebtheit von Match- und Team-Race entstand die Notwendigkeit, Entscheidungen unmittelbar auf dem Wasser zu fällen, so dass der Gewinner eines Rennens bereits beim Zieldurchgang feststeht. Dafür hat der Weltseglerverband den Begriff Umpire gewählt. Im Gegensatz zu einem Referee beim Fußball entscheidet ein Umpire in den meisten Fällen nur auf Anforderung, Umpires findet man beispielsweise auch im Baseball oder Kricket. Und wie beim Rudern folgen die Umpires den Sportlern in einem Motorboot.
Im deutschsprachigen Raum hat man zunächst den Begriff „Bahnschiedsrichter“ erfunden, dabei vertritt Herr Weselsky gar nicht unsere Interessen? Erst mit dem Regelbuch 2020-24 wurden die Umpires offiziell im deutschsprachigen Raum eingeführt.
Konsequenterweise gibt es dazu eine eigene Lizenz vom DSV, die sogenannten „Wasserschiedsrichter“… Aber seit Kurzem wird jetzt an einer einheitlichen Bezeichnung der Umpires gearbeitet!

Der Ursprung des Umpiring in Deutschland liegt dabei im HSC! Es war der Initiative von Klaus Krogmann und Gunter Persiehl (NRV) zu verdanken, dass Schiedsrichter erstmals als Umpires ausgebildet wurden. Bei der Meisterschaft der Meister wurden Entscheidungen schon vor über dreißig Jahren auf dem Wasser gefällt, und auch der BMW Sailing Cup wurde vom HSC mit der Agentur Hock+Partner entwickelt, mit zahlreichen Events in ganz Deutschland. Das heutige „Ligaformat“ haben wir auf der Alster also schon sehr viel früher praktiziert! Inspiriert von Pieses Schilderungen vom America’s Cup entstand im HSC das Match-Race Center, Highlights waren sicher das jährliche Ladies Only Match Race, die Match Race EM 2006 sowie die Team Race EM 2014.
Durch die Einführung von Medal Races in den Olympischen Klassen und zahlreiche andere Events (z.B. Helga Cup) wächst die Zahl an vergleichbaren Events. Und inzwischen haben auch immer mehr Klassen die Vorteile entdeckt und wünschen sich Umpires auf dem Wasser, um die abendlichen Anhörungen zu vermeiden.

Umpires beobachten die Rennen meist zu zweit von einem Motorboot aus. Dieses 4-Augen-Prinzip führt zu einer gewissen Selbstkontrolle und bietet auch die Möglichkeit, Umpires auszubilden. Die Alternative, das sogenannte „Single-Umpiring“ wird aus diesen Gründen von den meisten Umpires abgelehnt. Drei Tage bei strömendem Regen in der Freizeit alleine auf einem Motorboot konzentriert den Rennen zu folgen bringt vielen einfach keinen Spaß und außerdem werden zusätzliche Motorboote benötigt. In der Liga entspricht durch die Umpireboote, das Tracking und Presseboote oft die Anzahl an Motorbooten der Anzahl an Segelbooten…

Der HSC ist im Umpiring nach wie vor einer der akivsten Clubs in Deutschland. In diesem Jahr haben die HSCer mit Internationalen Lizenzen von World Sailing an insgesamt 23 Welt-, Europa und Nationalen Meisterschaften in insgesamt 10 verschiedenen Ländern teilgenommen, in vielen Fällen als Chief-Umpire oder Obmann des Protestkomitees. Highlight ist sicher Svenjas Trip nach Sydney, sie wurde für die Match Race Youth World Championship im Dezember nominiert und war auch im Juli bei der Women WM in Dänemark.

Svenja ist außerdem im Lehrteam des DSV aktiv, Manuel in einer Arbeitsgruppe von World Sailing zur Ausbildung Nationaler Umpires, er sitzt dort auch im IU Subcommittee und im Berufungsausschuss des DSV.

Aber es gibt auch viele andere ehrenamtliche Helfer im HSC, sei es im Wettfahrtkomitee oder als Vermesser? Vielleicht lasst Ihr Euch ja animieren und berichtet auch einmal über Eure Tätigkeiten?

 

Bericht: Manuel Hünsch
Bilder: Lars Wehrmann, Pepe Hartmann, Adriana Coupek

 

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